Medienforensik im Praxiseinsatz, Talk am 28.11.2019

Gastvortrag am 28.11.2019 an der RUB Ruhr-Universität Bochum im Masterseminar Medienwissenschaft / Wissenschaftssystematik und aktuelle Forschungsthemen der Medienwissenschaft (Fakultät für Philologie) zum Thema Medien der Forensik. 3 Stunden Vortrag und angeregte Diskussion mit interessierten Studenten. „Medien in der forensischen Praxis“ mit den Schwerpunktthemen Bildforensik, Videoforensik, Audioforensik, Phonetik, Medienpiraterie und Gesichtserkennung. Vielen Dank an die Universität für den perfekten Ablauf und Organisation und einen Dank an das Engagement der Studenten.

Guest lecture at the RUB Ruhr-University Bochum in the Masterseminar.

Dr. Stefan K. Braun

Bereits im antiken Rom fanden Gerichtsverfahren, Strafvollzug, Urteilsverkündungen und Untersuchungen öffentlich, meist auf dem Marktplatz (Forum) statt. Die heutige Forensik beschreibt das systematische Identifizieren, Ausschließen, Analysieren oder Rekonstruieren krimineller Handlungen.

Die forensischen Methothen und Werkzeuge sind von starken, schnell wandelnden Veränderungen geprägt. Die digitale Bildforensik widmet sich als Teildisziplin der digitalen Multimediaforensik einer Untersuchung der Authentizität digitaler Bilder. Dabei werden u. a. Anhaltspunkte in der Kriminalistik ermittelt. Methoden der Bildforensik können nicht die semantische Frage beantworten, ob es sich bei einem Bild um eine Bearbeitung, eine Manipulation oder eine Fälschung handelt. Die Verfahren der digitalen Bildforensik zählen zu den sog. „blinden“ Verfahren, da i.d.R. ein Originalbild nicht vorhanden ist und Rückschlüsse nur aus bestehendem Bildmaterial gezogen werden können. Objektiv kann lediglich festgestellt werden, ob ein Bild in irgendeiner Weise bearbeitet wurde. Es ist deshalb zunächst zu definieren, was unter einer Manipulation verstanden werden kann bzw. soll.

Es werden Erscheinungsformen, Merkmale und forensische Methoden anhand von Praxisfällen aufgezeigt. Fragestellungen der Praxis erfordern unterschiedliche Analysemethoden und Lösungswege. Es sind ebenso gerichtliche Anforderungen zu beachten. Oftmals werden Aufgaben interdisziplinär zusammen mit psychologischen, medizinischen- und IT-Experten gelöst.

Der Vortrag gibt ebenso Einblick in den Praxiseinsatz der Video- und Audioforensik und deren Teilbereiche der Phonetik und Medienpiraterie („Pattern Recognition“). Auch hier geht es unter forensichen Gesichtspunkten um ein Erkennen und Aufdecken von Manipulationen. Mit dem Thema der Gesichtserkennung (face recognition) werden aktuell neue 2D- und 3D-Entwicklungen aufgezeigt, wie Identitäten ermittelt und Ähnlichkeiten bei Gesichtsmerkmalen u. a. durch Gesichtslandmarken festgestellt werden. Die Gesichtserkennung ist ein biometrisches, KI-gestütztes Verfahren. Gerade die 3D-Verfahren bieten eine erhöhte Erkennungsgenauigkeit und Posen-Unabhängigkeit. Ein Exkurs zum Thema Deepfake gibt Aufschluss über täuschend echt manipulierte Bilder und Videos.